Der sechsminütige Film „Bube Maises“ von Or Levy handelt von Yaffa, einer 80-jährigen, dementen Frau in einem Altersheim. Seit ihrer Kindheit bekommt sie Postkarten von ihrem Vater, der aufgrund von Geschäftsreisen die ganze Welt bereist hat. Als ihr Vater ihr nicht mehr schreibt, übernimmt diese Aufgabe Yaffas Tochter, um sie glücklich zu machen.
Der Geist muss nicht mitaltern
Unser erster Eindruck zu dem filmischen Werk, welches auf einer wahren Begebenheit basiert, war von gemischten Gefühlen geprägt. Untermalt von einer entspannenden und doch minimalistischen Soundkulisse, wird der Zuschauer von einem liebevollen Stil überrascht, der laut der Filmemacherin selbst an Cartoons der 40er und 50er Jahre erinnern soll. In dem Film gab es keinen wörtlichen Dialog, was anfänglich viele Fragen aufwarf. Umso stärker lag demnach der Fokus auf visueller Darstellung, die so gekonnt umgesetzt war, dass der Zuschauer schnell die Geschichte verstehen konnte. Man empfindet Empathie für die alte Dame, die jeden Tag aufs Neue auf eine Postkarte wartet und dabei nostalgisch in Erinnerungen schwelgt.
Auch wenn sie mit ihrer Demenz-Erkrankung zu kämpfen hat, bleiben die Erinnerungen an ihre Kindheit lebendig. Diese erschließen sich dem Zuschauer mithilfe von Rückblenden. Dabei wird deutlich, wie fantasievoll Yaffa noch immer trotz ihres hohen Alter ist. Nachdem sie eine Postkarte aus Russland erhält, stellt sie sich vor, wie sie mit ihrem Vater am Lagerfeuer sitzt und einem Gitarre spielenden Bären lauscht. Diese liebevollen und kindlichen Gedanken lassen verstehen, dass der Geist nicht zwangsweise mitaltern muss.
Der israelische Film ist sehr empfehlenswert, da er auf rührende Weise zum Nachdenken anregt und Zuschauerinnen und Zuschauer überlegen lässt, wie viel (oder wenig) Zeit man mit seinen Liebsten verbringen möchte.